Karl Renners Lebensgeschichte 1921 - 1950
Auf Renners Initiative beschloss der Nationalrat im Mai 1921 ein Gesetz gegen Preistreiberei und Schleichhandel. Im Jänner 1922 verwendete sich Renner bei Bundeskanzler Schober für eine rasche Genehmigung zur Gründung der Arbeiterbank (später Bawag). Schober veranlasste tatsächlich, dass die Genehmigung rasch erteilt wurde. Als Folge der Freisprüche im sogenannten „Schattendorfer Prozess“ (wegen der Erschießung von 3 Personen Anfang 1927 durch Frontkämpfer) kam es am 15.Juli 1927 zu Unruhen bei denen 89 Menschen getötet wurden und der Justizpalast in Brand geriet. Renner befürchtete weitere bewaffnete Zusammenstöße und bemühte sich erfolglos um Verständigung zwischen den Parteien. Renner kandidierte 1928 und 1931 für das Amt des Bundespräsidenten - unterlag in beiden Fällen in der Bundesversammlung gegen Wilhelm Miklas. Im April 1931 wurde Renner als Nachfolger von Matthias Eldersch zum Präsidenten des Nationalrates gewählt. In diesen Jahren war die Gegnerschaft der Parteien auch im Parlament manchmal handgreiflich. Am 22.Oktober 1932 musste der Präsident Renner persönlich eine wüste Balgerei zwischen Abgeordneten verschiedener Parteien durch sein Eingreifen beenden. Am 4.März 1933 gab es im Parlament bei einer wichtigen Abstimmung über die Amnestierung von Streikführern bei der Eisenbahn keine Mehrheit. Auf Drängen seiner Fraktion legte Renner sein Amt als Präsident des Nationalrates nieder damit er als einfacher Abgeordneter mitstimmen könne. Er löste damit eine Kettenreaktion aus. Nach Renner legten die beiden Vizepräsidenten ebenfalls ihre Ämter nieder. Dollfuß verhinderte die erneute Wahl eines Präsidenten und schaltete so das Parlament aus. Das noch immer gültige Ermächtigungsgesetz von 1917 gab ihm nun die Möglichkeit, mit Notverordnungen zu regieren. Renner startete noch Anfang 1934 auf Länderebene eine Parlaments- Rettungsaktion. Diese ging allerdings in den Ereignissen des 12.Feber 1934 unter. Die Februar-Kämpfe 1934 forderten 118 Tote bei der Exekutive und 196 beim Republikanischen Schutzbund. Renner wurde am 12.Feber 1934 verhaftet und auf der Rossauer Lände und später für 100 Tage im Landes- gericht Wien eingekerkert. Am 20.Mai 1934 wurde Renner wieder aus dem Gefängnis entlassen. Am 30.April 1934 wurde vom Nationalrat die neue „Ständestaatliche Verfassung“ verabschiedet. In den folgenden Jahren hielt sich Renner fern von den Revolutionären Sozialisten. Er unternahm mehrere Auslandsreisen im Rahmen seiner Tätigkeit für das Genossenschaftswesen. Im März 1938 dachte Renner nach dem Einmarsch der Deutschen zunächst an Flucht aus Österreich. Im April 1938 erklärte er in einem Interview im „Neuen Wiener Tagblatt“, dass er bei der folgenden Volksabstimmung über den Anschluss an Deutschland mit “Ja“ stimmen werde. Während des Krieges lebte Renner zurückgezogen in Gloggnitz und schrieb an seiner Selbst- biographie, an einem umfangreichen Versbuch und korrespondierte mit Schärf mit der Bitte um dessen Rat, welches künftige Werk dringlicher sei. Im Dezember 1940 bedankte er sich bei der Großeinkaufsgesellschaft „österreichischer“ Konsumvereine für den ihm zuerkannten Ruhegenuss. Am 3.April 1945 ging Renner mit einem Tschechen als Dolmetscher zur Sowjetischen Ortskommandantur in Gloggnitz. Er wollte dort intervenieren, dass die Russen mit der Zivilbevölkerung schonender umgehen sollten. Doch man verwies ihn sofort weiter an das Gruppenkommando in Köttlach, wohin die beiden Herren in Begleitung von bewaffneten Soldaten zu Fuß gebracht wurden. Dort wurde er von einem Politkommissar erkannt und man brachte ihn weiter in das Hauptquartier der Sowjets in Hochwolkersdorf. Hier wurde der Kontakt zu Stalin geschlossen, der zusagte, Renner bei der Bildung einer provisorischen Regierung zu unterstützen. Renner gelang es in der Folge bei Stalin mit mehreren Briefen sehr diplomatisch den Eindruck zu erwecken, dass Österreich den Sowjets zuneige. Stalin sagte im Gegenzug Hilfe und Unterstützung zu und veranlasste, dass Titos Truppen Südkärnten räumten. Renner kam am 20.April 1945 nach Wien, wo er bereits eine intakte Verwaltung und Anfänge eines demokratischen Parteilebens vorfand. Am 23.April 1945 kam es zu einer Einigung mit Vertretern von SPÖ, KPÖ und ÖVP über eine Konzentrationsregierung. Die Konstituierung dieser provisorischen Staatsregierung erfolgte am 29.April im Wiener Rathaus. Am 4.Juli 1945 wurden in London die vier Besatzungszonen festgelegt. Am 29.September 1945 eröffnete Renner im Niederösterreichischen Landhaus in Wien die erste Länderkonferenz mit Vertretern aller Bundesländer. Innerhalb von nur 5 Monaten waren die Grundlagen für die neue Verwaltung fertig gestellt. Am 20.Oktober 1945 anerkannte der alliierte Rat die Regierung Renner für ganz Österreich.Unermüdlich bemühte sich Renner in den Nachkriegsjahren die Welt / die Alliierten zu überzeugen, dass Österreich reif für den Abzug der Besatzungsmächte sei. Am 13. Dezember 1950 wurde Karl Renners 80. Geburtstag im Wiener Konzerthaus gefeiert. Dieser auf Tonband aufgenommene Appell Renners wurde am Neujahrsmorgen 1951 ausgestrahlt. Renner war am Silvesterabend davor verstorben: „Wir Österreicher lassen uns nimmermehr entmutigen. Wer gleichsam von den Toten auferstanden – und das ist unsere Republik -, wer wie unser Volk aus den Ruinen des letzten Weltkriegs sich in erstaunlicher Weise herausgearbeitet hat, der glaubt an das Leben, vertraut auf die Zukunft und hegt vor allem Zuversicht, dass die Menschheit aus dem zeitlichen Wirrsal den Ausweg zu einem gerechten und dauernden Frieden finden möge.“ Renners großes Ziel wurde 1955 erreicht - im Wiener Schloss Belvedere wurde der Staatsvertrag unterzeichnet
Dr. Karl Renner - Museum für Zeitgeschichte, Rennergasse 2, 2640 Gloggnitz - Mail: office@rennermuseum.at - Tel: 02662/42498 Renners Brief an Schober wegen der Arbeiterbank brennender Justizpalast Rücktritt der drei Paralamentspräsidenten Zelle im Landesgericht, in der Renner inhaftiert war Auszug aus Renners Interview russische Kommandantur in Köttlach Kommandogebäude in Hochwolkersdorf einer der Briefe Renners an Stalin (Auszug) Renner vor dem Rathaus in Wien (rechts Bgm. Körner) Renner und die vier alliierten Hochkommissare unermüdlich argumentierte Renner für den Abzug Ehepaar Renner zur Feier des 80. Geburtstags im Konzerthaus
Renners Brief an Schober wegen der Arbeiterbank
brennender Justizpalast
Notiz über den Rücktritt der drei Paralamentspräsidenten
Kundmachung
Zelle in der Renner inhaftiert war
Interview-Auszug (Neues Wiener Tagblatt 3.4.1938)
Kommandantur Köttlach
Kommandantur Hochwolkersdorf
Brief Renners an Stalin
Renner mit Körner in Wien vor dem Rathaus
Renner und die vier allierten Hochkommissare
Interview mit Renner (Wiener Zeitung 15.12.1945)
Feier zu Renners 80. Geburtstag im Konzerthaus
(Soweit nicht anders angegeben, stammen die Fotos/Kopien aus dem Renner-Archiv)
Dr. Karl Renner - Museum für Zeitgeschichte Gloggnitz